Besonders wertvoll ist die Erinnerung, wenn sie uns Hinweise geben kann für heute und morgen, wenn wir aus der Geschichte lernen dürfen. Mit Willy Brandt verbinden uns viele solcher wertvollen Erinnerungen.
Vor 50 Jahren hat eine Geste den Lauf der Dinge verändert. In Deutschland, Europa, in der Welt.
Willy Brandts Kniefall in Warschau war ein Zeichen der Demut, war die Bitte um Vergebung für die beispiellosen Verbrechen der Nazis. Er, der einstige Widerstandskämpfer, tat dies im Namen aller Deutschen. Es war das Versprechen, niemals zu vergessen. Und es war — mitten im Kalten Krieg — die ausgestreckte Hand von West nach Ost, das Angebot für Dialog, Verständigung, Zusammenarbeit.
Willy Brandt bereitete damit den Boden für den späteren Fall der Mauer und das Zusammenwachsen Europas. Weltpolitik in einer einzigen Geste.
Und das erforderte Mut. Denn damals, 1970, waren seine Ostpolitik im Allgemeinen und der Kniefall im Besonderen alles andere als unumstritten. Vor allem Konservative liefen Sturm dagegen. Sie hatten nicht verstanden, dass es kein Zeichen von Schwäche war, sondern im Gegenteil — von Stärke! Und die Geschichte gab Willy Brandt recht. Wir erinnern uns mit Stolz an seinen Mut und seine Weitsicht.
Das ist eine der Lehren aus der Geschichte: Dass es oft Mut braucht für Fortschritt, der das Leben von Millionen Menschen besser macht. Dass Zusammenarbeit, Aussöhnung, Verständigung uns alle weiterbringt und stärker macht.